Über mir blauer Himmel

Klappentext:

Von der Stadt aufs Land – und hinein ins Gefühlschaos.

Thor wird von seinen Eltern aufs Land geschickt, wo er sich prompt in Knut verliebt, den attraktiven, aber eigensinnigen Bauern. Doch der hat eine klare Bedingung: Thor muss sich von seiner kleinen Schwester Emma fernhalten.

Leichter gesagt als getan, denn Emma ist genauso stur wie ihr Bruder und fest entschlossen, Thor als Freund zu gewinnen. Zwischen verbotenen Gefühlen, unerwarteten Freundschaften und familiären Spannungen muss Thor lernen, seinen eigenen Weg zu finden – und um die Liebe zu kämpfen.

Eine Geschichte vom Erwachsenwerden, von Freundschaft und der ersten Liebe. Vom Finden und Verstecken. Vom Mut, man selbst zu sein – zwischen Wiesen, Dorffesten und Sommerregen.

Über mir blauer Himmel ist der Auftakt der queeren Romanreihe Über’m Regenbogen. Jeder Band ist in sich abgeschlossen und kann unabhängig gelesen werden.

Ebook: EUR 5,99
Print: EUR 18,99
ASIN: B0F9MGLRPC
ISBN: 3819714545
Umfang: 440 Seiten
Publisher: A.C. Lelis
Erscheinungsdatum: 1. Auflage, 06.06.2025
Genre: Alltag, NewAdult


Cover Über mir blauer Himmel
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Auszug:

Der Sommerhimmel leuchtet so strahlend blau, dass ich die Augen schließen muss, um nicht geblendet zu werden. Um mich herum zirpen Grillen, und ich liege mitten in einer Wiese, umgeben von hohem Gras. Kein Mensch ist weit und breit zu sehen. Das nächste Dorf liegt mindestens fünf Kilometer entfernt, und direkt neben der Wiese beginnt ein großes Waldgebiet. Es ist idyllisch hier.

Und irgendwie bin ich ziemlich spitz.

Schon seit einer Weile liege ich hier und wichse ohne an etwas oder jemanden zu denken. Ich habe mein Hemd ausgezogen, ausgebreitet und es mir darauf bequem gemacht. Meine kurzen Shorts habe ich mir ein kurzes Stück heruntergezogen, damit ich genug Raum für meine Erektion habe. Mit genüsslichen, langsamen Bewegungen streiche ich entlang meiner Länge und genieße, wie sich die Hitze in mir immer weiter aufbaut.

Die Berührung fühlt sich immer intensiver an. Ich ächze leise, meine Hüfte hebt sich der Hand entgegen, die jetzt etwas schneller wird. Aber nicht zu schnell. Ich will es so lange wie möglich hinauszögern, um dann einen dieser seltenen, intensiven, aber sanften Orgasmen zu erleben. Stöhnend beiße ich mir auf die Unterlippe und presse die Augen fest zu. Noch ein bisschen …

»Oh Shit.«

Erschrocken reiße ich die Augen auf und wende mich so abrupt zur tiefen Stimme, dass mein Nacken unangenehm knackt. Keine fünf Meter von mir entfernt steht ein blonder Typ und starrt mich aus blauen Augen perplex an. Er trägt ein dreckiges, feuchtes Shirt, das auf seiner Haut klebt, ebenfalls kurze Shorts und dazu große, schwarze Gummistiefel. Sein attraktives Gesicht, seine kräftigen Arme und überhaupt sein ganzer Körper sind mit Schlammspritzern bedeckt. In einer Hand hält er einen Spaten.

Und ich liege immer noch da. Mit der Hand am Schwanz. »Fuck.«

Er wirkt wie ein feuchter Traum auf mich. Doch wenn ich jetzt bei seinem Anblick komme, könnte es sein, dass er mich mit dem Spaten erschlägt. Vielleicht ist er homophob. Also bleibe ich wie erstarrt liegen, unfähig mich von ihm abzuwenden. Mein Schwanz pulsiert hart und drängend in der Faust. Es sollte mir furchtbar peinlich sein. Aber irgendwie verspüre ich keine Scham. Nur Lust.

Er fängt sich als erstes wieder. Hastig sieht er sich um, aber hier ist verdammt noch mal keiner außer uns. Wo kommt er überhaupt plötzlich her? Als er niemanden entdeckt, wendet er sich mit einem schmalen Schmunzeln wieder mir zu. »Sorry, lass dich nicht stören.«

Sein Blick wandert kurz zu der Hand in meinem Schritt hinab. Genau genommen auch nicht so kurz. Bemerkenswert lang sogar für jemanden, der selbst so etwas hat. In meinem Hirn legt sich ein Schalter um: Zwo, eins, Risiko. Ich bewege den Daumen über die Eichel und werfe dabei einen Blick auf seine Shorts. Wenn mich nicht alles täuscht, zeichnet sich darunter eine deutliche Beule ab. Das ist keine normale Falte. Der Kerl hat einen Ständer.

»Zu spät«, antworte ich daher und sehe zu seinem Gesicht auf. Er hat sich immer noch nicht von der Stelle bewegt. Die Situation ist grotesk: Ein völlig Fremder hat mich beim Masturbieren erwischt und es erregt mich nur noch mehr. »Aber du könntest es wieder gut machen.«

Ich blinzle, um seinen Gesichtsausdruck vor dem hellen Himmel besser erkennen und lesen zu können. Er stutzt für eine Sekunde, dann grinst er verhalten und sieht sich noch einmal um.

Mann, hier ist niemand! 

Ich habe das Gefühl, er lässt mich absichtlich zappeln. Doch dann lässt er plötzlich seinen Spaten fallen und überwindet zögernd die letzten paar Schritte, die uns noch trennen. Mein Herz beginnt aufgeregt zu pochen und damit auch der Schwanz in meiner Hand. Mein Mund wird verdammt trocken. Scheiße, ich bin ihm völlig ausgeliefert. Immerhin hat er den Spaten nicht länger in der Hand.

Als er direkt vor mir steht, scheint er nochmals mit sich zu hadern. Allerdings habe ich jetzt die perfekte Sicht auf die Erektion in seinen Shorts. Mir entweicht ein leises Ächzen. Das scheint ihm endlich den letzten Impuls zu liefern. Er geht neben mir auf die Knie. Dabei richtet sich sein Blick ausschließlich auf meinen Schoß. Kein Zweifel, er steht eindeutig auf Schwänze. Und so wie er guckt, gefalle ich ihm.

Er gefällt mir auch. Ein Landbursche, eingesaut und in Gummistiefeln. Er riecht sogar nach harter Arbeit. Meine Befürchtung, es könnte nur ein Traum sein, verfliegt. Die Details sind zu zahlreich. Er hat ein schönes Profil. Die Stirn ist ein wenig schräg, nicht gerade, was ihm einen leicht urtümlichen Ausdruck verleiht, der jedoch von seinen sonstigen Zügen wieder entschärft wird, zum Beispiel von der schmalen Nase oder diesen herrlich roten, vollen Lippen. Und seine Augen … Jäh wird mir bewusst, dass er mir jetzt ins Gesicht sieht.

Ich neige den Kopf zur Seite, während ich ihn hoffentlich verführerisch angrinse und nicht total notgeil wirke. »Hey …«

»Hey«, erwidert er und lächelt verhalten zurück. Dann greift seine Hand nach meiner und zieht sie fort, um sie zu ersetzen.

Mir entweicht ein leiser Laut. Ich bin völlig überreizt und seine Hand fühlt sich fantastisch an. Viel besser als meine eigene. Herrlich groß, warm und hart. Arbeiterhände. Es könnte ein bisschen rau werden, aber das stört mich nicht. Im Gegenteil, ich stehe drauf. Als er anfängt seine Hand zu bewegen, schließe ich die Augen und zucke ihm stöhnend entgegen.

»Brauch bestimmt nicht mehr lang«, versichere ich ihm heiser.

Er schweigt daraufhin, aber ich habe das Gefühl, dass sein Griff lockerer wird und seine Bewegungen langsamer werden. Anscheinend will er es hinauszögern. Es gefällt ihm also. Vielleicht darf ich mich dafür sogar anschließend revanchieren …

»Oh Gott …«, keuche ich versonnen, als sein Daumen meine Eichel umkreist. Er benutzt die Lusttropfen als Gleitmittel. Aus fast geschlossenen Augen sehe ich ihm dabei zu. Er beobachtet abwechselnd meinen Schwanz und mein Gesicht. Scheint ihm zu gefallen, was er da mit mir anstellen darf. Sein Lächeln wirkt jetzt weniger verhalten. Echter. Zufriedener. Erregter.

Ich bebe ungehemmt, als seine Hand mich endlich gezielter reizt. Mit einem langgezogenen Stöhnen spritze ich schließlich ab. Es ist nicht der zahme Höhepunkt, auf den ich es abgesehen hatte, aber er ist wahrhaftig intensiv. Schwer atmend bleibe ich liegen und strecke mich versonnen aus. Ich gönne mir ein paar Momente, um das Nachbeben auszukosten, ehe ich mich dem Unbekannten zuwende, dessen Hand immer noch mit meinem abschwellenden Geschlecht spielt.

Ich grinse und deute auf seinen Schritt. Mir scheint es, als wäre die Beule darunter noch ein bisschen größer geworden. »Darf ich auch?«

Wieder ein minimales Zögern. Dann wird sein Lächeln deutlicher und er nickt. »Wäre ausgleichende Gerechtigkeit.«

»Ja, so kann man es nennen.« Und außerdem will ich ihn unbedingt sehen. Nachdem er mich derart intensiv betrachtet hat, ist das nur fair. Etwas schwerfällig richte ich mich auf und setze mich ihm gegenüber. Während ich ihm in die Augen sehe, taste ich nach seinem Hosenverschluss und mache mich unumwunden daran, ihn zu öffnen.

»Wie heißt du eigentlich?«, will ich wissen.

»Knut. Und du?«

»Thorben, kurz Thor«, antworte ich lächelnd. »Oh …« Mit großen Augen starre ich ihm in den Schritt. Er trägt keine Unterwäsche. Darum ist mir sein Schwanz unvermutet in die Hand gesprungen, kaum dass ich seine Hose offen hatte. »Scheiße, bist du riesig …«

»Danke.« Er klingt leicht belustigt, aber auch geschmeichelt und deutlich erregt.

Ich betrachte ihn noch einen Moment und umfasse ihn dabei mit meiner Hand. Bedächtig streiche ich entlang seiner gesamten Länge. Ich habe zwar noch nicht viele Schwänze in echt gesehen – immerhin bin ich erst siebzehn –, aber dieser ist definitiv … groß. Und hart.

»Kann ich …« Ich zögere unschlüssig. Schließlich kenne ich ihn nicht. Keine Ahnung, wie er reagiert. Wir sind quasi zufällig übereinander gestolpert. Na ja, eher er über mich.

»Was?«

»Reicht dir meine Hand?«, erkundige ich mich behutsamer.

»Was wäre denn die Alternative?« Seine Augen werden schmaler.

Oh Gott, natürlich: Es gäbe da noch mehr Möglichkeiten … An die anderen habe ich noch gar nicht gedacht. Meine Wangen fühlen sich plötzlich heiß an. »Äh, mein Mund …«

»Klingt gut.« Er lächelt nachsichtig und streicht mir mit einem Finger über meine Wange. »Aber ich bin ziemlich verschwitzt …«

Das rieche ich. Es macht mir jedoch nichts aus. Ich mag den herben, maskulinen Geruch, den er ausströmt. Der Finger allerdings, diese Geste … Ich fühle mich auf einmal wie ein unsicherer, kleiner Junge. Dabei kann er nicht viel älter als ich sein. Zumindest schätze ich ihn auf nicht älter als Anfang, Mitte zwanzig. Trotzig lege ich meine Hand auf seine Brust. Sein Shirt ist immer noch ein bisschen feucht. Was hat er nur getrieben? Ich lasse mich davon nicht beirren und drücke ihn zurück. »Mir egal …«

»Hmpf, wie du meinst.« Nachgiebig lässt er sich nach hinten fallen. Womöglich wollte er nur anständig sein und mich warnen. Auf den Unterarmen abgestützt, sieht er mir dabei zu, wie ich seine Hose noch etwas weiter runterziehe. Mir gefällt das blonde Schamhaar von ihm. Mit einem Finger folge ich dem Pfad, der hinauf bis zu seinem Nabel führt. Dabei schiebe ich das Hemd mit hoch. Er ist nicht furchtbar durchtrainiert, aber doch muskulös und kräftig. Muskeln von harter Arbeit. Gefällt mir. Passt zu den breiten Schultern.

Um nicht noch mehr Zeit mit Starren zu verplempern, beuge ich mich endlich hinab und lecke über seine Eichel. Sie schmeckt erwartungsgemäß salzig. Aber er riecht gut. Es ist kein alter Schweiß. Irgendwie ist das sexy. Ich stoße einen genüsslichen Laut aus. Das Ganze erregt mich wieder von Neuem. Solange ich noch ein bisschen Vernunft in mir habe, bitte ich ihn: »Warn mich, bevor du kommst.«

»Mach ich«, verspricht er mit rauer Stimme. Und komischerweise glaube ich ihm das sofort.

Erneut lecke ich über ihn, diesmal nicht nur über die Eichel. Ich erforsche mit der Zunge seine gesamte Länge und auch die Hoden plane ich in diese Entdeckungstour mit ein. Sein Schwanz zuckt und pulsiert, als ob es ihm gut gefällt, doch von ihm selbst höre ich keinen Laut. Erst als ich ihn tiefer in den Mund nehme und an ihm sauge, entweicht ihm ein etwas geräuschvollerer Atemzug. Kein Stöhnen. Aber fast. Ich versuche mich mehr auf seine Reaktionen zu konzentrieren, um abzuschätzen, was ihm gefällt, doch er macht es mir nicht leicht. Ich schaffe es auch nicht, ihn soweit in meinen Mund zu nehmen, wie ich gerne möchte und bin auf andere Methoden angewiesen. Schließlich habe ich alle Tricks und Kniffe durch und trotzdem nicht mehr als dieses laute Atmen von ihm bekommen, sodass ich beginne an mir selbst zu zweifeln, als er mich abrupt fortdrückt. Okay, es gefällt ihm nicht, was ich …

Überraschend bekomme ich einen Spritzer seines Spermas genau ins Gesicht. Wow. Ich schließe prompt die Augen und spüre, wie mir die nächste Ladung über die Hand läuft, mit der ich seinen Schaft gehalten habe. Und dann noch ein Schwall an der Brust. Endlich erhole ich mich von der Überraschung und gebe ihm mit meiner Hand noch zwei, drei schnelle Striche, damit er seinen Höhepunkt auch voll auskosten kann.

Lächelnd lasse ich von ihm ab und wische mir das Sperma von der Wange, ehe ich die Augen wieder öffne und ihn ansehe. Er wirkt atemlos, aber auch entspannt und zufrieden. Jetzt lässt er sich voll nach hinten fallen und schließt die Augen. Gut, das gibt mir mehr Gelegenheit ihn zu mustern. Es kommt mir fast ein bisschen pervers vor, dass ich sogar die Gummistiefel sexy finde.

»Wo kamst du eigentlich plötzlich her?«, will ich wissen. Ich lasse mich neben ihm auf die Wiese nieder, sodass wir uns ungefähr auf Augenhöhe befinden, und stütze mich auf meiner Hand ab, um ihm weiter ins Gesicht zu sehen.

Er blinzelt und wendet den Kopf zu mir. »Ich habe in der Nähe gearbeitet und wollte gerade in den Wald zum Bach, um mich abzukühlen.«

»Und dann bist du über mich gestolpert«, stelle ich grinsend fest.

»So kann man es nennen«, stimmt er zu und schmunzelt. »Hast mich ziemlich erschreckt. Mit so etwas kann ja keiner rechnen.«

»Dito«, stimme ich zu. »Ich dachte, hier wäre weit und breit niemand. Mein Onkel meinte, als wir hier letztens vorbeigekommen sind, dass die Wiese nicht benutzt wird.«

»Stimmt auch. Ist aktuell eine Grünbrache. Keine Nutzweidefläche.«

Das hat mir mein Onkel auch gesagt, allerdings verstehe ich den Unterschied nicht. Wiese ist Wiese. Dennoch nicke ich. »Ja, deshalb dachte ich … Na ja, ich wäre hier ungestört.«

Ihm entweicht ein belustigter Laut. »Irrtum.«

»Mhm, aber ein netter«, stelle ich fest.

»Hattest Glück, dass ich es war. Hätte auch schief gehen können.« Er streckt sich noch einmal und setzt sich dann auf. »Jeder andere hätte sicher anders reagiert.«

»Schätze ich auch.« Was für ein riesiger Zufall, dass ich einen Typen finde, der erstens gut aussieht und zweitens auf Schwänze steht, noch dazu auf meinen. »Kam mir vor wie in einem feuchten Traum.«

Noch einmal entweicht ihm dieses belustigte Schnauben. Dann lehnt er sich zu mir und im ersten Moment denke ich schon, dass er sich jetzt gleich vorbeugt, um mich zu küssen, doch dann streichelt er mir nur wieder über die Wange. »Wie alt bist du, Thor?«

»Siebzehn«, antworte ich, fühle mich aber deutlich jünger durch die Geste. »Und du?«

»Einundzwanzig.«

Nicht viel älter. Vier Jahre. Doch jetzt mustert Knut mich mit einem Mal argwöhnisch. »Du bist der Neue in Emmas Klasse, oder?«

Emma? Jetzt, wo er es sagt. Ich nicke. »Äh, ja … Oh, ist das deine Schwester?«

Er nickt ernst. »Ja, hör mal … Ich wäre dir sehr dankbar, wenn das hier unter uns bleiben würde.«

»Äh, keine Sorge. Ich werde niemandem etwas verraten. Außer meiner Familie weiß hier sowieso niemand über mich Bescheid.«

»Gut.« Er scheint erleichtert. »Wollte nur sichergehen.«

Ich nicke verständnisvoll. »Klar. Verstehe. Weiß Emma das von dir?«

»Nein.«

»Oh.« Also gar nicht geoutet. »Bist du bi?«

»Mach mir nichts aus Frauen.« Schwul. Oh Mann.

»Deine Eltern?«

»Auch nicht. Niemand. Und ich will, dass es so bleibt.« Seine Stimme klingt hart.

Ich beschließe, nicht weiter zu bohren. »Also, du hast etwas von einem Bach erwähnt? Ich bin ein bisschen klebrig.«

Sichtlich dankbar für den Themenwechsel nickt er. »Ich auch. Komm, ich zeige dir eine nette Stelle!«

Lächelnd richte ich mich auf, ziehe meine Hose wieder hoch und schnappe mir mein T-Shirt, das ich jedoch noch nicht gleich anziehen will. »Geiles Wetter heute, nicht?«

»Na ja, Ansichtssache«, antwortet er. »Zum Arbeiten viel zu heiß. Und für die Landwirtschaft zu trocken, was wiederum viel Arbeit bedeutet.«

»Habt ihr einen Hof?«, hake ich nach.

Er nickt. Inzwischen hat er sich auch die Hose wieder zugemacht und steht auf, um den Spaten zu holen.

Ich warte darauf und folge ihm dann in den Wald. Während ich neben ihm herlaufe, reden wir nicht mehr. Innerlich bin ich auch noch viel zu aufgerieben. Mir wird erst jetzt nach und nach bewusst, was da gerade geschehen ist. Inzwischen finde ich ihn auch nicht mehr nur gutaussehend. Er ist definitiv eine Zehn.

Wie groß ist er? Schon über eins neunzig. Das bedeutet, momentan noch zehn Zentimeter größer als ich, aber ich wachse noch. Hoffentlich.

»Schön hier«, stelle ich fest, als ich meinen Fokus für einen Moment von ihm löse. Wir haben inzwischen den Wald betreten. Es ist ein heller Laubwald mit Buchen. Der Boden ist bedeckt mit braunem Laub. Er ist weich und gibt unter unseren Füßen nach. Hin und wieder steht ein Busch im Weg oder es gibt Flächen, die komplett mit Farn überwuchert sind. Verdammt schön.

»Ja«, stimmt Knut zu. Er hat eine Hand in seiner Hosentasche vergraben. Mit der anderen stabilisiert er den Spaten, den er über der Schulter trägt, wie ein Gewehr. Kurz trifft mich ein Seitenblick und er lächelt leicht. »Hast du dich in der Schule schon eingelebt?«

Oh, wir wollen jetzt über mich sprechen? Ich lächle. »Na ja, es geht. Ich bin ja erst eine Woche da.«

»Wie kommt’s, dass du hergezogen bist?«

»Ich bin zu meinem Onkel und dessen Frau gezogen.«

»Ah, wer ist das?«

»Schulenburg, Margreth und Dieter.«

Er nickt, als ob ihm die Namen etwas sagen. Vermutlich stimmt das auch. Es ist ein Dorf. »Dann bist du ein Cousin von Hannes.«

»Ja, kennst du ihn?«

»Er ist nur drei Jahre älter als ich.« Das ist anscheinend ein Ja. »Aber wirklich viel zu tun, habe ich nicht mit ihm. Wie geht’s ihm denn? Studiert er noch?«

»Mhm. Gut, schätze ich.«

Ich spüre wieder seine Aufmerksamkeit auf mir. Er zögert merklich. Fragend sehe ich zu ihm auf. Er verzieht leicht den Mund und zuckt mit den Schultern. »Und warum lebst du bei deinem Onkel?«

»Oh, kein Drama.« Ich winke ab. »Meine Eltern meinten, es wäre besser, wenn ich mich die letzten zwei Jahre ganz auf die Schule konzentrieren könnte. Es gab auf meiner alten Schule ein paar Spinner, die ein Problem mit mir hatten … Darum brauchst du dir echt keine Gedanken machen: Ich habe nicht vor, mich hier zu outen.«

»Tut mir leid. Ich meine, das mit den Spinnern.«

»Nein, ist echt okay so.«

»Hast du nicht Freunde auf deiner alten Schule, die du vermisst?«

»Schon«, gebe ich zu. »Aber es gibt ja so etwas wie Internet und so … Ist auch nur eine Stunde Bahnfahrt.«

»Na dann.« Er zuckt mit den Schultern und deutet plötzlich nach vorn. »Da ist der Bach. Aber hier ist er noch ziemlich breit und zu flach zum Baden. Wir laufen eine Weile auf dem Damm, dann kommen wir zu einer schmalen Stelle. Aber er ist echt kalt.«

»Tut sicher gut. Was hast du eigentlich getrieben, dass du so schmutzig geworden bist?«

»Ich musste einen verstopften Entwässerungsgraben freilegen.«

»Klingt anstrengend.«

»Geht.«

Super gesprächig ist er ja nicht gerade. Aber mir gefällt sogar die wortkarge Art. Bevor ich mich jedoch noch weiter in ihn vernarre, sollte ich herausfinden, ob das eben etwas Einmaliges war oder ob wir es wiederholen könnten. Eventuell bin ich ihm ja zu jung. Gott, oder hat er sogar einen heimlichen Lover.

»Weiß überhaupt jemand, wie du tickst?«, erkundige ich mich behutsam. Wenn er jetzt nein sagt, bedeutet es, dass er auf der Ebene noch gar keine Erfahrung hat. Das wäre verdammt süß.

»Na ja, diejenigen, die mein Ticken betrifft, haben es wohl gemerkt.«

Also keine Jungfrau. »Und gibt’s momentan jemanden, den dein Ticken betrifft?«

»Mein Tick studiert 500 Kilometer von hier entfernt.« Er klingt etwas zynisch. »Wir haben uns darauf geeinigt, dass wir nicht mehr unbedingt zusammen ticken müssen.«

»Oh.« Das verwirrt mich jetzt ein bisschen. »Heißt das, ihr seid nicht mehr zusammen oder ihr habt eine offene Beziehung?«

»Ist das in dem Fall nicht das Gleiche?«, fragt er zurück.

»Vermutlich schon.« Ich hatte noch nie eine offene Fernbeziehung. Ich hatte nicht mal eine richtige Nahbeziehung. »Schätze, der Unterschied ergibt sich daraus, wie ihr euch verhaltet, wenn er hierher zurückkommt.«

»Würdest du hierher zurückkommen, wenn du studiert hast?« Jetzt klingt er noch zynischer.

Zeit für einen Themenwechsel. Allerdings bleibt er jetzt stehen und beginnt sich das Shirt über den Kopf zu ziehen. Ich habe mich nicht geirrt, was seinen Körper betrifft. Nicht übertrieben trainiert, aber stark wie ein Ochse wirkt er dennoch. Oh Gott, ich starre. Verlegen zwinge ich meinen Blick zum Bach. »Das ist die Stelle?«

»Ja. Etwas anderes erwartet?«

»Nein, sieht schön aus hier«, versichere ich schnell und trete aus meinen Sandalen. Aus den Augenwinkeln beobachte ich, wie auch er aus seinen Stiefeln steigt und sich dann die Socken auszieht. Die wirken ebenfalls dreckig und verschwitzt. Bestimmt ist es mega heiß in den Gummidingern. Als Nächstes folgt seine Hose und damit ist er nackt. Selbst im nicht erigierten Zustand ist sein Schwanz groß und schön.

Allein bei dem Anblick wird mir wieder heiß. Zeit für eine Abkühlung. Ich ziehe mir ebenfalls die Shorts aus. Im Gegensatz zu ihm trage ich noch eine Unterhose. Kurz überlege ich, ob ich sie anlassen soll, aber das erscheint mir albern. Nicht nur, dass er bereits alles gesehen hat, er hat mich sogar angefasst. Daher schlüpfe ich auch aus meinem letzten Kleidungsstück und folge ihm die Böschung hinab. Der Boden ist schlüpfriger, als ich gedacht habe. Ich rutsche aus und gerate dabei aus dem Gleichgewicht, sodass ich vorwärts runterstolpere und mit voller Wucht gegen Knut pralle, der sich gerade vorgebeugt hat, um sich mit dem Wasser abzureiben.

»Sorry«, ächze ich noch, doch dann gehen wir beide zu Boden und während ich mich noch abstützen kann, platscht Knut quasi kopfvoran ins eisige Flusswasser. Prustend taucht er sofort wieder auf, schüttelt sich wie ein nasser Hund und wirbelt zu mir herum. Ich muss lachen, weil es ulkig ausgesehen hat.

»Na warte!«, droht er grinsend und kommt auf mich zu.

»Sorry!«, gluckse ich abermals. »Das war echt keine Absicht. Ich bin ausge— Wah! Halt! Nicht!«

Doch ehe ich mich versehe, hat er mich von den Füßen geholt und lässt mich ebenfalls in den Bach fallen. Das Wasser ist gerade mal einen Meter tief, aber es reicht, damit ich einmal komplett nass werde. Und es ist eisig. Schleunigst sehe ich zu, dass ich wieder an die Oberfläche komme und schüttle mich ebenfalls. Mein dunkles Haar hängt mir nass ins Gesicht. Ich streiche es mir mit beiden Händen aus den Augen. »Woah!«

Jetzt lacht Knut. Tief, voll und deutlich amüsiert. Aber nicht bösartig. Ich muss unwillkürlich mitlachen. Dann trete ich gegen das Wasser, um ihn nass zu spritzen. Als kleine Rache, denn hochheben kann ich ihn auf keinen Fall. Grinsend kommt er wieder auf mich zu. »Noch nicht genug getaucht?«

»Doch, doch!«, beschwöre ich und hebe abwehrend die Hände. Gerade möchte ich ihn unwahrscheinlich gerne küssen. Dann wird mir auch wieder warm. Obwohl wir ja zum Abkühlen hier sind. Jedenfalls klebt nichts mehr an mir.

Ich gebe dem Verlangen nach, trete ihm entgegen, lege meine Hände auf seine Oberarme und recke mich, um seine Lippen zu erreichen. Im ersten Moment scheint er überrascht, doch dann geht er darauf ein und küsst mich zurück. Seine starken Arme unter meinen Händen fühlen sich toll an, als sie sich anspannen, um mich zu umschlingen.

»Denkst du, wir können uns noch mal treffen?«, erkundige ich mich atemlos, als wir uns schließlich trennen.

»Unter der Bedingung, dass du niemandem, wirklich niemandem, etwas davon erzählst. Auch nicht deiner Familie und erst recht keinen Freunden«, willigt er ein. Wobei es noch keine Einwilligung ist. Entscheidend ist meine Antwort.

»Kein Sterbenswort«, versichere ich.

»Und du tust so, als würdest du mich nicht kennen, wenn wir uns zufällig begegnen. Im Dorf oder sonst wo«, verlangt er, allerdings hat er seine Arme noch um mich geschlungen, was die Forderung mildert.

Ich nicke. »Außer natürlich, wenn wir uns irgendwann mal offiziell vorgestellt werden.«

»Selbst dann halte ich mich von dir fern«, warnt mich Knut eindringlich. »Du musst entscheiden, ob du damit klarkommst.«

»Ich denke schon.« Und ich will ihn unbedingt wiedersehen. Außerdem will ich mich nicht outen. Zumindest nicht vor meinem Abitur. Bis dahin vergehen zwei Jahre. Wir kennen uns nicht mal eine Stunde. Ich lächle versonnen zu ihm auf. »Wirklich. Ist kein Problem für mich.«

»Gut. Und wie gesagt, Emma ahnt auch nichts. Halt dich am besten von ihr fern.«

»Ich hab’s eh nicht so mit Mädchen.« Okay, ich habe Freundinnen. Aber mein engster Freund ist ein anderer Junge. René. Den hat mein Schwulsein nicht gestört. Er hat es sich schon früh gedacht und war nicht überrascht, als ich es ihm gestanden habe.

»Sehr gut.« Knut lehnt sich vor, um mich noch einmal zu küssen.

Ich schließe die Augen und lasse mich darauf ein. Versonnen schmiege ich mich an seinen nackten Körper. Ich schätze, der Kuss bedeutet, dass ich ihn wiedersehen darf. Sogar vielleicht mehr als einmal.

Als er sich schließlich von mir löst, streichelt seine Hand wieder sanft über meine Wange. Die Geste macht mich jedes Mal völlig wehrlos. Ich sehe unsicher zu ihm auf.

»Also, wieso gibst du mir nicht deine Handynummer?«, schlägt er vor.

»Jetzt?«

Er kann sie kaum im Kopf behalten, bis wir aus dem Bach gestiegen sind.

»Hm, nein, später reicht auch noch.« Er grinst leicht und schubst mich zurück ins tiefere Wasser. Diesmal folgt er mir aber und umschlingt mich gleich, als ich prustend wieder an die Oberfläche komme.

»Ist das kalt!«, keuche ich und presse mich gegen seinen Körper.

»Bei der Hitze finde ich es eigentlich ganz angenehm.« Er gibt mir noch einen Kuss, ehe er mich loslässt und sich dann längs aufs Wasser legt und eine Weile gegen die Strömung anschwimmt. Ein schöner Anblick. Er lässt sich immer wieder zurückfallen und schwimmt somit quasi auf einer Stelle. Aber ich mag es, wie sich seine Muskeln anspannen, wenn er drei Stöße nach vorn wagt.

Ich hocke mich mehr an den Rand des Baches, sodass er mich abkühlen kann, ich mich aber nicht anstrengen muss, um auf den Beinen zu bleiben, während ich Knut zuschaue und mir ein bisschen mehr über das Geschehene bewusst werde. Die unverhoffte Begegnung mit ihm erscheint mir immer noch surreal.

Als Knut schließlich genug abgekühlt ist, kommt er wieder zu mir und schüttelt sich leicht. »Ich muss weiterarbeiten. Also, was ist mit deiner Nummer?«

»Ich geb’ sie dir«, verspreche ich und lasse mir von ihm auf die Böschung helfen. Auch hier im lichten Wald ist es heiß genug, dass wir schnell an der Luft trocknen. Wir brauchen gar keine Handtücher. Ich wühle in meinen Sachen nach dem Handy und diktiere ihm die Nummer. »Kriege ich deine auch?«

»Klar, speichere mich aber nicht unter meinem echten Namen ab, okay?« Er ruft mich kurz an, damit ich sie ebenfalls abspeichern kann. Ein Wunder, dass es klappt, denn hier draußen habe ich gerade mal einen Balken Empfang.

»Ich habe es aber nicht immer an«, gesteht er. »Ist ein altes Ding und der Akku ist schnell alle.«

»Ist okay. Ich schreibe dir dann eine Nachricht.«

»Ja, aber auch hier nichts Anzügliches.«

Oh Gott, langsam habe ich das Gefühl, er nimmt das mit der Heimlichkeit etwas zu genau. Verstanden habe ich ihn schon beim ersten Mal. Ich lächle nachsichtig. »Ich versuche mich zu beherrschen. Also, du musst jetzt weiterarbeiten? Bist du noch nicht fertig mit dem Graben?«

»Nein, noch nicht. Aber abgesehen davon …« Er sieht auf seine Uhr, die er als Einziges noch trägt. »Ich muss die Beregnungsmaschine überprüfen und weitersetzen. Und dann gibt es ungefähr noch zehn andere Dinge, die ich tun muss.«

»Vielbeschäftigter Mann«, stelle ich fest.

»Ich bin Landwirt. Gewöhn dich lieber dran. Du musst spontan sein, wenn du dich mit mir treffen willst.«

»Bin sehr spontan«, versichere ich grinsend. »Also weißt du noch nicht, wann du wieder Zeit hast? Morgen oder so?«

»Hängt vom Wetter ab und den Umständen.« Er beginnt sich anzuziehen und ich folge seinem Beispiel, da ich bezweifle, dass ich ohne ihn den Weg aus dem Wald finden werde. Beim Herkommen habe ich nur auf ihn geachtet und nicht auf die Richtung, aus der wir gekommen sind.

»Also meldest du dich?« Ich habe das ungute Gefühl, dass er es nicht tun wird. Daher möchte ich es ihm verlockender machen … Beherzt trete ich näher an ihn heran und lege die Hand auf seinen Schritt, um einen sanften, aber vielversprechenden Druck auszuüben. Prompt richten sich Knuts Augen auf meine und ich weiß, dass ich seine Aufmerksamkeit habe. Ich versuche, ihn verführerisch anzulächeln. »Ich war doch nicht zu tollpatschig eben, oder? Bin mir sicher, ich kann das noch besser … Mit ein bisschen Übung.«

Er räuspert sich leise und lächelt zurückhaltend. »Fühlte sich schon sehr gut an … Auf keinen Fall tollpatschig.«

»Also, du schreibst mir wirklich? Versprochen?«

Er nickt. »Ich kann dir nur nicht versprechen wann. Aber ich tu’s.«

»Okay.« Nach kurzem Zögern lasse ich ihn los. Er ist ein bisschen hart geworden, aber ich denke, wenn ich die Reaktion unbeantwortet lasse, meldet er sich eher bei mir.

Auf dem Rückweg schweigen wir überwiegend. Ich nehme mir diesmal mehr Zeit, die Umgebung auf mich wirken zu lassen. Als wir schließlich den Waldrand erreichen, richtet sich Knut wieder an mich. »Findest du von hier den Weg allein zurück? Ich muss in die andere Richtung.«

»Bist du immer zu Fuß unterwegs?«

»Nein, mit dem Fahrrad oder dem Trecker.« Er grinst leicht. »Heute mit dem Fahrrad. Es steht da hinten.«

»Ah, okay.« Ich grinse zurück. »Ich finde den Weg schon.« Damit stelle ich mich auf die Zehenspitzen und gebe ihm noch einen trockenen Kuss. »War … sehr schön, dich zu treffen.« Kennengelernt haben wir uns ja noch nicht wirklich.

»Ja, fand ich auch.« Er streicht mir durchs feuchte Haar, um es ein wenig zu ordnen, dann gibt er mir einen sanften, aber doch deutlichen Schubs von sich. »Bis demnächst.«

Ich sehe ihm schmunzelnd nach, als er sich von mir abwendet und mit seinen Gummistiefeln durch das hohe Gras davonstapft. Mir fällt erst jetzt auf, was für einen tollen Hintern er in seinen Shorts hat. Ein sexy Bauer.