Kaffeekavalier

Klappentext:

Kaffeekavalier ist der 2. Teil der Kavalier-Reihe.

Alles hätte Eike bei dem späten Termin in seinem Friseursalon erwartet, aber nicht, dass sein Kunde außer einer Frisur auch noch einen Ausbildungsplatz von ihm möchte. Nicht nur, dass Timm älter ist als seine potentiellen Mitbewerber, er sieht mit seinen Tattoos und der etwas rauen Schale auch nicht aus wie der typische Anwärter auf diesen Job. Als Eike ihm dennoch eine Chance gibt, ahnt er noch nicht, was in Timms Vergangenheit lauert – und auch das Knistern zwischen den beiden Männern steht nicht in der Stellenbeschreibung. Doch Timm ist Eikes Angestellter und damit absolut tabu…

Print: EUR 12,95
Ebook: EUR 7,99
ISBN-13: 978-3-95823-083-5
Umfang: 368 Seiten
Publisher: Cursed Verlag
Erscheinungsdatum: 09.03.2017
Genre: Contemporary, Alltag

Kaffeekavalier
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Cover: Kaktuskavalier

Auszug:
»Wow, da hat aber jemand gute Laune«, stellt Diana schmunzelnd fest, als sie mich beim Kaffeekochen dabei ertappt, wie ich leise das aktuelle Lied auf ihrer Playlist mitsumme. »Hast du dich mit Holger ausgesöhnt?«

»Auch wenn es dich nichts angeht: ja.« Ich zwinkere ihr zu und stelle die Kaffeemaschine an. »Und es war sehr schön.«

Sie schüttelt amüsiert den Kopf. »Okay, sehr gut. Also hältst du das mit der Fernbeziehung noch eine Weile durch?«

»Sieht so aus.«

»Freut mich.« Sie gibt mir einen sanften Knuff in die Seite. »Aber sollte es wieder Stress geben, kannst du gerne mit mir drüber reden. Ich tratsche auch nicht. Versprochen.«

Anscheinend hat sie gemerkt, dass mir Torbens Verrat vom Wochenende nicht gefallen hat. Er hat sich zwar noch dafür entschuldigt und es auf den Alkohol geschoben, aber dennoch habe ich meine Lektion gelernt. So schnell wird kein Abend mit Mitarbeitern mehr bei mir stattfinden.

»Wird hoffentlich erst mal keinen Stress mehr geben«, erwidere ich. »Aber danke.«

Diana ist wirklich eine gute Freundin. Anders als Torben kenne ich sie schon seit über zehn Jahren. Auch in meinem Salon will ich sie nicht missen. Doch eben drum muss ich irgendwo eine Grenze ziehen. Ich habe auch noch Freunde, die nicht für mich arbeiten.

»Morgen!«, grüßt Torben fröhlich und streckt den Kopf in die Küche. »Na, alle schon da und wach? Wo ist Timm? Etwa noch nicht da?«

»Doch. Er kauft gerade Kaffeesahne.« Spöttisch blicke ich über die Schulter zu ihm. »Im Gegensatz zu dir ist Timm immer überpünktlich. Er wartet meistens schon vor der Tür, wenn ich ankomme.«

»Im Gegensatz zu mir hat er den Job ja auch noch nicht«, entgegnet Torben und lacht. »Aber wenn du mich fragst, sollten wir ihn übernehmen. Er hält das immerhin schon eineinhalb Wochen durch.«

»Er hat noch zweieinhalb Wochen, in denen er sich beweisen muss.« Aber insgeheim denke ich auch, dass ich ihn sicher nehmen werde, wenn er nur halb so strebsam weitermacht. Als Praktikant ist er bisher der beste. Er ist einfach reifer, das merkt man.

Da ist aber auch immer noch etwas, das ich nicht so recht einordnen kann. Er hat manchmal so eine Art Unsicherheit. Er ist so übervorsichtig in seinem Verhalten und will uns unbedingt gefallen. Das, gepaart mit seinem sonst so coolen Auftreten und dem ramponierten Äußeren… Es passt nicht zusammen. Seine Augen wirken oft so unruhig. Irgendetwas daran ist faul. Es ist nichts, dass ich ihm anlasten möchte. Aber ich finde ihn merkwürdig.

Er hat mir heute das T-Shirt zurückgebracht. Es war gewaschen und gebügelt. Seins hängt noch knittrig bei mir auf der Leine. Ich frage mich, ob ich es auch bügeln muss. Aber darauf habe ich keinen Bock. Immerhin ist es sauber geworden.

Mein erster Kunde betritt den Laden. Er ist neu, zumindest kann ich ihn nicht einordnen. Seine blonden Haare sind recht langweilig geschnitten, aber mir gefällt, was er anhat, nachdem er seine Jacke abgelegt hat. Die Jeans sitzen verdammt gut. Er ist hundertprozentig schwul. Olaf heißt er, laut Termineintrag. Da Torben den gemacht hat, hat er keinen Nachnamen. Darüber muss ich mit ihm auch noch einmal ein Wörtchen reden. Später.

»Hallo«, begrüße ich Olaf und begleite ihn zu seinem Stuhl. »Was soll denn gemacht werden?«

»Hi«, grüßt er zurück und lächelt. »Man hat mir geraten, dir keine Vorgaben zu machen, sondern einfach mein Glück in deine Hände zu legen. Ich denke, das war ein guter Tipp.« Er deutet auf seine Frisur. »Es kann nur besser werden, oder?«

Kritisch betrachte ich seinen Schopf. Eigentlich sieht der Haarschnitt ganz ordentlich aus. Er passt nur gar nicht zu ihm. Zu langweilig. Sein Gesicht ist nicht besonders markant. Mit einer auffälligeren Frisur wäre er vermutlich schon eher ein Hingucker.

»Wer hat dir denn den Tipp gegeben?«, hake ich nach. Mundpropaganda ist immer toll und ich wüsste gerne, wem ich den Neuzugang zu verdanken habe. Vielleicht bekomme ich so auch eine bessere Idee, was wirklich zu ihm passt.

»Lennard«, antwortet Olaf. »Braune, wellige Haare. Trägt meist einen Hut.«

»Ach, Lenny?« Ich lächle. »Und er hat dich hergeschickt und gesagt, dass du mir vertrauen sollst?«

»Genau.«

Das geht runter wie Öl. Lennard ist ein sehr stilsicherer Mann, einer meiner Lieblingskunden. Ich darf häufig neue Ideen bei ihm ausprobieren. Er hat tolles Haar. Sehr gepflegt. Umso mehr freut es mich, dass er meinen Salon weiterempfiehlt.

»Hmmm…« Ich überlege und betrachte dabei Olafs Haarstruktur, suche nach Wirbeln und wäge ab, was zu seiner leicht eckigen Gesichtsform am besten passt. »Also am liebsten würde ich…«

Ich beschreibe ihm, was ich mir vorstellen kann, und erkläre ihm auch warum. Er ist sehr nachgiebig und stimmt einfach zu. Während ich an ihm arbeite, erkundige ich mich beiläufig, woher er Lennard kennt und betreibe ein wenig Small Talk mit ihm. Es ist leicht. Ein angenehmer Typ. Mir allerdings ein bisschen zu nett. Ich mag Ecken und Kanten.

Zwischendurch kommt Timm zurück und versorgt ihn mit frischem Kaffee. Als Olaf ihm einen zweiten Blick durch den Spiegel zuwirft, runzelt er leicht die Stirn, als würde er ihn kennen und versuchen, ihn einzuordnen. Entgegen seiner sonstigen Gewohnheit sieht Timm nicht zu, wie ich Olaf frisiere. Er verschwindet in der Küche und räumt den Geschirrspüler aus.

Im ersten Moment denke ich mir nichts dabei, doch als ich Olaf ein paar Strähnchen zum Aufhellen seiner Haare machen will und Timm in der Küche entdecke, als ich sie betrete, merke ich auf. »Ist was, Timm?«

»Nein, wieso?«

»Ich denke, du könntest mal wieder fegen«, stelle ich fest.

»Oh ja, klar…« Er wirkt angespannt, als er aus der Küche verschwindet.

Stirnrunzelnd sehe ich ihm nach und bemerke, wie auch Olafs Blick ihm durch den Spiegel folgt. Timm hingegen vermeidet es, zu Olaf zu sehen. Nicht mal die neue Frisur weckt sein Interesse. Merkwürdig.

Ich rühre die Farbe an und kehre damit zu Olaf zurück. Möglichst beiläufig frage ich: »Woher kennt ihr euch eigentlich?«

»Hm?« Olaf wirkt ertappt.

»Timm, unser Praktikant, und du«, erkläre ich und lächle unbelastet. »Ihr wirkt so, als würdet ihr euch kennen.«

»Nein«, behauptet Olaf rasch. »Er hat mich nur an wen erinnert.«

Ich glaube ihm nicht. Aber es scheint keine angenehme Begegnung gewesen zu sein. Vielleicht hat Olaf ihn angemacht, das könnte ziemlich in die Hose gegangen sein. Ich mag mir nicht vorstellen, wie ein Junge wie Timm auf so etwas reagiert. Erst recht, wenn seine coolen Freunde danebenstehen.

»Was machst du eigentlich beruflich?«, frage ich unverfänglich.

»Ich bin Headhunter bei einer Recruiting-Agentur.«

»Wird immer wichtiger, oder?«

»Ja, vor allem in den hochqualifizierten Bereichen«, stimmt er zu. »Also Ingenieure und dergleichen. Es gibt zu wenige. Sie sind sehr gefragt.«

»Als Friseur hat man das Problem weniger«, erkläre ich erheitert.

Er grinst. »Wer weiß. Wenn du jemanden willst, der in einem anderen Salon arbeitet… Ich könnte ihn vermutlich abwerben.«

Wirklich interessant ist die Möglichkeit für mich nicht, aber ich unterhalte mich weiter darüber. Nach einer Weile begrabe ich meinen Verdacht, dass Olaf Timm vielleicht über die berufliche Schiene kennen könnte. Er ist weder Lehrer noch Sachbearbeiter beim Arbeitsamt. Und hochqualifiziert ist Timm nun auch nicht gerade.

Am Ende bin ich sehr zufrieden mit Olafs neuer Frisur. Wenn sein Haar etwas länger wird, sieht sie vermutlich noch besser aus.

»Grüß Lenny von mir, wenn du ihn siehst«, bitte ich ihn zum Abschied.

Er lächelt gelöst. »Mache ich. Und danke!«

Sein Trinkgeld kann sich sehen lassen. Der nächste Kunde wartet allerdings schon. Ich lasse ihn noch eine Sekunde länger sitzen und wende mich an Timm. »Kann ich dich mal kurz in der Küche sprechen?«

»K-klar.« Wenn mich nicht alles täuscht, wird er ein bisschen blass.

Ich werde echt neugierig. »Was ist los?«, will ich wissen, als ich die Tür hinter uns geschlossen habe. »Woher kennst du Olaf?«

»Ich kenne ihn nicht.« Timms Augen blicken mich unruhig an. »Wirklich nicht.«

»Und wieso warst du dann so nervös?«, hake ich nach. »Ihm schien es auch unangenehm, dich zu treffen.«

Timm schluckt so laut, dass ich es hören kann. »Aber er hat dir nichts gesagt.«

»Nein.«

»In dem Fall geht es dich nichts an.« Seine Stimme ist leise, nicht frech, aber doch bestimmt. »Es ist privat, okay?«

»Es ist nicht privat, wenn der Kunde eventuell wegen dir nicht wiederkommt«, entgegne ich. »Dann wüsste ich schon gerne, woran es liegt.«

»Er wird wiederkommen, wenn er mit seiner neuen Frisur zufrieden ist. Und das war er. Mach dir keine Gedanken.«

»Also ist es nicht Schlimmes?«

»Nein, nicht schlimm. Nur privat.«

Ich will ihn nicht noch weiter drängen. Es sieht auch nicht so aus, als könnte ich es. Im Gegenteil, je weiter ich nachbohre, desto verstockter wirkt er. »Na gut. Aber wehe, wenn du mich anlügst und es doch geschäftsschädigend ist. Ich will das lieber von dir erfahren als von jemand anderem.«

Timm sieht mich an. »Es ist nicht schlimm. Wirklich.«

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