Vorsicht Nachsicht – Neuauflage

Der erste Roman von mir, der in eine Neuauflage geht. Sowohl der Cursed Verlag als auch ich sind in den Jahren seit der Veröffentlichung nicht stehen geblieben, daher bekommt die Neuauflage ein neues Korrektorat und ein neues Cover. Ich freue mich sehr darüber und ich liebe den neuen Anstrich.

Die Illustrationen verschwinden nach reichlicher Überlegung aus der Neuauflage und ich dachte, ich nutze die Gelegenheit, meine Beweggründe dafür zu erklären, weil es sicherlich auch ein paar Leser gibt, die sich darüber wundern und es schade finden.

Die Zeichnungen haben schon seit Veröffentlichung ziemlich polarisiert. Damals fand ich sie toll und es hat Spaß gemacht, sie entstehen zu sehen. Heute habe ich mich selbst ziemlich von der Mangakultur entfernt und ich kann eher die Leser verstehen, die sich daran stören, wenn ihnen das Aussehen von Charakteren vorgegeben wird. Das war ein Grund, wieso ich mich mit dem Cursed Verlag dagegen entschieden habe, sie beizubehalten.

Nach wie vor gefallen mir zwar die Bilder von Janine, doch wenn ich jetzt Szenen aus Vorsicht Nachsicht noch einmal nachlese, dann stelle ich mir Ruben und Kilian irgendwie etwas anders vor. Vielleicht weil ich auch älter geworden bin und sich mein Geschmack geändert hat.

Hehe, wenn ich ehrlich bin, wollte ich eigentlich gerne noch mehr ändern, aber dann wäre es wahrscheinlich nicht mehr das gleiche Buch und Julia von Cursed hat sich berechtigterweise dagegen gesträubt.

Cover: Vorsicht Nachsicht

1. Auflage

2. Auflage

Mehr Infos zu Vorsicht Nachsicht gibt es hier.

Das Musen-Barometer

Vor etwa zwei Wochen hatte ich noch Urlaub. Wundervoll. Ich hatte so viele Pläne, was ich alles fertig kriegen wollte und natürlich stand ganz oben auf der Liste: Mal wieder richtig schön schreiben. Den ganzen Tag. Morgens aus dem Bett fallen, an den Laptop und los …

Denkste.

Statt zu Schreiben habe ich mein Wohnzimmer umgeräumt und ein Achtel Wand neu gestrichen. Ich habe einer Serie, die ich vor einem Jahr nicht weiter geguckt habe, noch einmal eine zweite Chance gegeben, ich habe sogar Hetero-Romanzen gelesen und keine Ahnung was noch alles – ach ja, die Idee zu diesem Artikel hatte ich auch.

So und seit letzter Woche arbeite ich wieder 40+ Stunden die Woche. Agentur-Alltag. Sofort steigt das Stresslevel in schwindelerregende Höhen. Über 900 Mails im Postfach. Die Kunden haben mich so vermisst und wollen gleich alle auf einmal etwas von mir. Schön. Nicht.

Und was ist? Die Muse klopft an und ist plötzlich sehr mitteilsam. Ist ja nett, dass da gleich drei Plot-Bunnys um mich herumhüpfen! Nur habe ich leider kaum Zeit.

So ist das jedes Mal, je mehr Stress ich habe, desto produktiver wird meine Muse und das Schreiben fällt mir ganz leicht. Nur dass der Tag dann immer zu kurz ist. 

Am schlimmsten ist es, wenn ich kaum noch Zeit zum Schreiben habe, da dreht die Muse dann völlig durch und bewirft mich mit kreativen Szenen und lustigen Dialogen. Knoten platzen, Konflikte werden gelöst, Charakter entwickeln sich zu Helden. Sehr frustrierend, weil ich dann wahrscheinlich gerade auf dem Fahrrad zur Arbeit sitze und die Ideen weg sind, wenn ich am Ende des Tages müde heimfahre.

Doch je mehr Freizeit ich habe, desto mehr komme ich in diesen Gammel-Modus, wo die Muse wieder zum inneren Schweinehund mutiert. Da ist dann alles andere interessanter.

Schall & Rauch

Immer wenn mir ein schöner Namen für einen Charakter einfällt, der nicht schon total abgenudelt ist, will ich am liebsten laut „Dibs!“ schreien, damit ihn mir keiner wegschnappt, bis ich dann endlich mal mit seiner Geschichte fertig bin. Total kindisch, ich weiß. Dann lese ich ihn aber manchmal doch irgendwo anders und ärgere mich, dass ich es nicht getan habe. Meistens benutze ihn aber trotzdem, weil der Charakter für mich schon längst so heißt und ich ihn nicht umbenennen will.

Vielleicht ist das der Grund, wieso ich auf nicht ganz so alltägliche, manchmal etwas sperrige Namen stehe. Sie kommen nicht so häufig vor und das finde ich super, a. erhöht es den Wiedererkennungswert, wenn ich sie noch mal irgendwo auftauchen lasse, b. mein eigener ist der häufigste weibliche Vorname seit 1890 und c. ich versuche etwas zu vermeiden, was ich ganz und gar nicht leiden kann, was aber leider dennoch hin und wieder vorkommt …

Was ist das? Nun, ich mag es gar nicht, wenn mich jemand fragt, ob ich den Charakter bei Autor XY geliehen habe, nur weil der/die einen Charakter hat, der den gleichen Namen trägt und evt. noch die gleiche Haarfarbe besitzt.

Nein, habe ich nicht. Ich schreibe Original-Geschichten mit ausschließlich eigenen Charakteren. Keine Fanfiction zu anderen Slash-Geschichten. Falls ich dergleichen wider Erwarten tatsächlich jemals tun würde, würde ich einen fetten Disclaimer drüber setzen, damit das jeder sofort weiß und gar nicht erst fragen muss.

Ich habe nix gegen Fanfiction und denke, es ist eine ganz eigene Kunst sich in einen fremden Charakter so hineinzuversetzen, dass man glaubwürdige, neue Geschichten mit ihm erschaffen kann. Aber ich bin stolz auf mein eigenes geistiges Eigentum und dieser Stolz wird arg angekratzt, wenn man mich – egal wie blauäugig – fragt, ob ich den Charakter kopiert habe.

Kurios finde ich, wenn es den Fragenden oft gar nicht bewusst ist, dass sie eigentlich genau das fragen. Es steckt keinerlei böse Absicht dahinter, wahrscheinlich finden sie den Charakter von Autor XY sogar richtig toll und freuen sich, bei mir jemanden wiederzufinden, der sie – aus mir unerfindlichen, meist sehr oberflächlichen Gründen – an ihn erinnert.

Um das klarzustellen: Nein, das ist kein Kompliment so etwas zu fragen, auch wenn der andere Charakter total toll war. Da fühlt sich wahrscheinlich jeder schaffende Mensch ziemlich auf den Schlips getreten. Das ist bei Schreiberlingen genauso, als würde man einen Zeichner fragen, ob er das Bild irgendwo abgemalt hat. Ohne entsprechenden Disclaimer nennt sich das nämlich Diebstahl. Und keiner mag es, als Dieb bezeichnet zu werden.

So, und ach ja: „Lennard & Cedric – dibs!“ ;D

Sex, Erotik & Sprache

Gestern bin ich in einem Forum, nennen wir es mal ff.de, auf eine Diskussion zum Thema „Sexszenen“ gestoßen, die mich noch etwas länger beschäftigt hat. Zugegeben, ich habe nicht alle Beiträge gelesen, das war mir bei 22 Seiten etwas zu viel … Daher hatte ich auch keine Lust mich einzumischen, denn es waren sicherlich schon genug gute Tipps dabei. Und ich habe die Weisheit ja auch nicht mit Löffeln gefressen.

Was ich eher fragwürdig fand, waren die „Verbote“, wie zum Beispiel der Rat, Jungfrauen sollten darauf verzichten Sexszenen zu schreiben. Das fand ich ziemlich daneben.

Dürfen Leute, die noch nie im Weltraum waren, dann auch kein SciFi mehr schreiben? Okay, vielleicht ein zu krasses Beispiel, da SciFi wie der Name schon sagt reine Fiktion ist. … Oder auch nicht, nein, kein zu krasses Beispiel: denn Sexszenen in Erzählungen, so gut ihnen ein bisschen Realismus auch tut, sind dennoch Fiktion und gute Sexszenen sind für mich nicht die, die super realistisch sind, sondern die, die Gefühle und Leidenschaft vermitteln. Ehrlich gesagt, finde ich persönlich, dass ich als jungfräulicher Teenie schöneren Sex beschrieben habe, als nach meinem ein wenig desillusionierenden Ersten Mal.

Und jetzt beschreibe ich Sex zwischen Männern.

Natürlich sollte man recherchieren, wenn man selbst keine Erfahrungen hat, aber Sex … So kompliziert ist das nicht. Da reicht es durchaus aus, im Biologieunterricht aufgepasst zu haben. Wichtiger als der Akt an sich, ist doch das, was es mit den Charakteren macht.

Ein weiteres Thema im Forum war die Wortwahl. Man sollte auf obszöne Begrifflichkeiten oder zu malerische Synonyme verzichten. Ja, okay, sehe ich auch so. Eine Fleischpeitsche finde ich nicht erotisch, mir will auch kein Kontext einfallen, der dies ändern könnte.

Aber da gibt es noch andere Begriffe – z.B. der berüchtigte Schwanz –, da scheiden sich die Geister, ob man das böse Wort benutzen darf oder ob man die Altersbegrenzung dann gleich noch mal 10 Jahre höher ansetzen sollte.

Ich weiß nicht, ich schreibe ja recht gerne erotische Szenen. Daher habe ich mir darüber theoretisch auch schon viele Gedanken gemacht. Praktisch, ehrlich gesagt weniger. Wenn ich eine erotische Szene schreibe, mache ich mir über so etwas inzwischen gar keine Gedanken mehr. Das machen dann in dem Moment die Charaktere für mich. Man sollte nur darauf achten, welche Wörter sie beim Sex benutzen würden und welche nicht, um eine stimmige Atmosphäre zu schaffen.

Wenn es sich zwei derbe gay pigs handelt, dann ist das Wort Schwanz völlig okay und es wird keinen Leser stören, weil es zu dem Sex der beiden passt. Es wird nicht mal auffallen.

Wenn es ein zartbesaitetes Mädchen ist, das zum ersten Mal Intimitäten mit einer anderen Person erlebt, würde ich ganz und gar vermeiden das da unten zu benennen.

Gegenbeispiele, bei denen es für mich selten passt: „Plündern der Mundhöhle“ anstatt vom Küssen zu sprechen, oder was ich schon häufiger gelesen habe: „… sich gegenseitig der Klippe der Erlösung entgegen peitschen.“  Mir fallen einfach kaum Charaktere ein, zu denen solche Phrasen wirklich passen, außer vielleicht einem Pirat und einem Sklavenhalter.

Was für mich schöne Sexszenen kaputt macht, ist demnach fehlende Authentizität. Und sie fehlt nicht dadurch, dass der Autor selbst zu wenig sexuelle Erfahrungen gemacht hat. Sie fehlt dadurch, dass eine Sprache benutzt wird, die nicht zu dem Geschehen passt.

Elf Fragen

Anlässlich der aktuellen Blog-Interviews hatte Rona Erbarmen mit meinem verwaisten Blog und mir die berüchtigten elf Fragen gestellt. Die beantworte ich natürlich gerne, auch wenn ich ein bisschen auf den Schlauch stehe, wen ich als nächstes fragen sollte, weil ich ganz ehrlich den Überblick verloren habe, wer schon war und wer noch nicht. ^^; Ich hoffe, man verzeiht mir, wenn das hier eine Sackgasse wird, aber ich vermute, es waren ohnehin schon alle, die möchten, einmal dran.

1.) Verrätst du den Lesern etwas über dein aktuelles Projekt?

[sub]optimal ist das Titel meines neuen Romans, der diesen Herbst bei Cursed Side erscheinen wird. Ich bin schon sehr gespannt/nervös, wie er ankommen wird, denn ich habe mich damit auf neues Terrain gewagt. Eigentlich ein logischer nächster Schritt, wenn man die Tendenzen in meinen bisherigen Geschichten deuten mag, aber doch ein recht großer für mich selbst. Das Buch wird sich vorrangig um Boris drehen, den vielleicht der/die eine oder andere aus Strawberry Kiss kennt.

Auch online wird es voraussichtlich bald etwas Neues von mir geben, aber bevor ich unter die Geschichte nicht das Wort „Ende“ geschrieben habe, halte ich mich lieber mit Versprechungen und Ankündigungen bedeckt. Ihr kennt das ja schon von mir.

2.) Erzähle uns etwas über den Entstehungsprozess deiner Geschichten. Hast du vor dem ersten Kapitel bereits in komplettes Exposé und schaffst es auch, dich dran zu halten oder entwickelt sich die Geschichte eher während des Schreibens? Weißt du von Beginn an, wie die Geschichte enden wird und falls ja, hast du schon mal eine Geschichte dann doch ganz anders enden lassen, als du das zu Anfang geplant hattest?

Es gibt Geschichten, die sind tatsächlich komplett durchgeplottet, mit Exposé und allem drum und dran, doch ich muss sagen, die machen mir nicht so viel Spaß, wie die, die es eben nicht sind und bei denen ich mich manchmal erst beim Schreiben durch die Entwicklung des Charakters zu einer konkreten Lösung des Konfliktes inspirieren lasse.

In der Regel beginnen Geschichten bei mir mit einer sehr konkreten Vorstellung des Protagonisten und des Konflikts, dem er ausgesetzt wird. Das Genre, Setting etc. steht ebenfalls, bzw. ist durch Konflikt & Charakter bedingt. Und dann fange ich einfach an. Eine feste Struktur, also kapitelweise Handlungsportionen, habe ich dabei meist nicht. Einen roten Faden allerdings schon, der ist aber in den seltensten Fällen dokumentiert. Letztlich weiß ich aber immer, wo ich mit der Story hin will, denke, das ist auch ganz wichtig, um sich nicht zu verzetteln. Sprich, das Ende steht am Anfang der Geschichte schon fest, nur nicht unbedingt das genaue Wie.

… Ausnahmen bestätigen wie immer die Regel. Letztlich experimentiere ich oft sehr gerne mit neuen Ansätzen.

3.) Schaffst du es, an mehreren Projekten gleichzeitig zu schreiben? Oder konzentrierst du dich lieber auf ein einziges?

Was heißt gleichzeitig? Fange ich immer ein Projekt an, schreibe es bis zum Ende und beginne erst dann das nächste? Definitiv: Nein. Schreibe ich deshalb gleichzeitig an mehreren Projekten? Auch nicht. Ich habe ja nur zwei Hände und ein Gehirn. Wichtig für mich ist, dass ich aus einem inneren Drang heraus schreibe. Ich kann mich nur schwer an geplante Termine halten, nach dem Motto: So, es ist 19:00 Uhr, ich schreibe jetzt an XY weiter. Dann wirkt die Erzählung bei mir recht schnell erzwungen.

Stattdessen muss ich von innen heraus getrieben werden, weiter zu schreiben und das macht der Protagonist, der will, das seine Geschichte erzählt wird. Und manchmal schweigt ein Protagonist recht lange, stattdessen meldet sich ein anderer zu Wort und dann kann ich nicht darauf zu warten, dass der erste sich mal wieder meldet, sondern konzentriere mich eben auf den zweiten, dessen Geschichte in dem Moment einfach dringender ist. Aber manchmal ist ein Protagonist sooo laut, dass er alle anderen übertönt und ich das Projekt in einem Zug abschließen kann. Das sind die geilsten Phasen meiner bisherigen Schreiberlebnisse gewesen und die Geschichten, die daraus entstanden sind, gefallen mir auch am besten. Vielleicht weil ich sie tatsächlich schreiben musste.

Ich wünsche mir darum auch oft solche Projekte, die mich derart fesseln, dass ich mich nur auf sie allein konzentrieren kann. Aber ich finde es auch nicht schlimm, mehrere offene Projekte zu haben, bei denen mir etwas daran liegt, sie irgendwann abzuschließen, wenn sich der Charakter wieder meldet.

Das ist aber nichts, worauf ich mir etwas einbilde, weil es aus diesem Grund immer sehr schwer abzuschätzen ist, wann ich eine Geschichte abschließe. Es hat also nichts damit zu tun, dass ich es schaffe an mehreren Projekten zu arbeiten, ich habe keine andere Wahl. Sehr professionell ist das wohl leider auch nicht.

4.) Arbeitest du mit einem Beta-Leser zusammen oder alleine? Wenn ja, wie läuft diese Zusammenarbeit ab? Welche Aufgaben erledigt er/sie für dich?

Das Schreiben mache ich alleine und hole mir währenddessen auch (vielleicht zu) selten Rat. Wenn ich ein Projekt abgeschlossen habe, lese ich es mir selbst noch einmal komplett durch und überarbeite es. In dieser kruden Form gebe ich es weiter an Freunde, die mir meist recht ungeschminktes Feedback zum Inhalt geben. Die Stellen, die von den Erstlesern kritisiert wurden, überarbeite ich dann noch einmal. Und dann je nach dem, was mit ihr passiert, suche ich mir entweder noch einmal einen Betaleser oder übergebe sie gleich dem Verlag, die dafür ja qualifizierte Leute haben.

Ich habe aktuell leider keine feste Betaleserin mehr, das stellt mich immer wieder vor eine gewisse Herausforderung, wenn ich endlich mal wieder eine Geschichte fertig habe, denn ich bin oft zu faul mir jemanden zu suchen und habe gleichzeitig recht hohe Ansprüche. *lach* Es darf nicht zu lang dauern, es dürfen hinterher nicht mehr Fehler drin sein, als vorher, man muss die „Änderung Nachverfolgen Funktion“ einsetzen können und man muss mir sagen können, wenn man etwas scheiße findet oder keine Lust mehr hat.

Eigentlich kann ich die Gelegenheit ja gleich mal nutzen: Wenn sich jemand für den Posten interessiert, gerne eine Mail an mich schreiben. Ich schick dann ein Textbeispiel, an dem er/sie sich erproben kann, um zu sehen, ob wir zusammenpassen. [edit: Hat sich bereits erledigt. :-*]

5.) Erinnerst du dich an das Gefühl vor deiner ersten Signierstunde? Wie war es für dich? Wer war aufgeregter? Du oder die Leser?

Aufgeregter war vermutlich ich. Zumindest war ich sehr aufgeregt. Daher war ich auch froh, dass Janine neben mir saß (auch wenn sie mich angemalt hat!). Es war definitiv ein schönes Erlebnis (nicht das angemalt werden). Ich hatte erst Angst, dass niemand kommt und dann grenzenlos euphorisch, weil sich da sogar eine richtige Schlange gebildet hatte. Leid tat es mir, dass nicht so viel Zeit war, etwas mehr mit den Wartenden zu quatschen, man hat doch einiges zu tun, damit auch alle eine Signatur bekommen.

6.) Wolltest du als Kind schon immer „Autorin“ werden? Wie kam es dazu, dass du tatsächlich eine geworden bist?

Mein erstes Berufsziel war Landschaftsmalerin, dann wollte ich Arzthelferin werden, weil ich die Frau bei meinem Kinderarzt so gern hatte, und schließlich ziemlich lang Lehrerin. Ich habe Psychologie studiert, um in die Marktforschung zu gehen und bin schlussendlich ganz woanders gelandet. Mit meinem Traumberuf war ich also eher flexibel und wurde immer unromantischer. Autor wollte ich aber nie werden, Geschichten erzählen dagegen schon immer, aber nicht, um davon zu leben.

Der Begriff „Autor“ flößt mir immer noch tierischen Respekt ein und ich selbst vermeide es, mich damit zu betiteln. Irgendwie sind Autoren für mich so etwas wie Halbgötter, die neue Welten erschaffen, so wie Tolkien zum Beispiel.

Aber laut Definition bin ich wohl Autorin von zwei Büchern. Wie es dazu gekommen ist, weiß ich selbst nicht so recht. Ich habe meine Geschichten im Internet veröffentlicht, bis plötzlich eine Leserin den Kontakt zu Simon von Deadsoft hergestellt hat, dem Weinrot gut genug gefallen hat, um es in Buchform zu bringen. Und drei Jahre später, sprach mich Julia von Cursed Side an, ob ich bei ihnen etwas veröffentlichen möchte und da ich von dem Verlag schon Bücher von Snow-White kannte, war ich begeistert, mich nicht selbst bewerben zu müssen, denn das hätte ich mich vermutlich nicht getraut.

7.) Hast du schon mal eine Situation, die du selbst erlebt hast, in einer deiner Geschichten eingebaut? ( Du darfst diese Szene natürlich gerne nennen, kannst aber auch einfach mit „ja“ oder „nein“ antworten)

Ja.

^______^

Nee, im Ernst ich lasse mich oft von meiner Umwelt inspirieren, allerdings bin ich im echten Leben meist zurückhaltender als die Charaktere in meinen Geschichten und das ist auch gut so. Die Realität ist keine Erzählung. Ich denke, Erzählungen müssen wesentlich dramatischer sein, als die Realität, damit sie nicht langweilen. Daher ja, ich verarbeite Situationen aus meinem Leben in Geschichten, habe aber keine Hemmungen sie zu verschärfen. Eine konkrete Szene, fällt mir jedoch gerade nicht ein.

8.) Wie viel an deinen Büchern ist Recherche, wie viel „künstlerische Freiheit“?

Mir ist es schon wichtig, dass meine Erzählungen sich tatsächlich so abspielen könnten. Es mag auffallen, dass sich meine Charaktere derzeit vor allem in Hamburg tummeln. Grund dafür ist, dass ich nicht fürchterlich gerne recherchiere und mir daher Settings aussuche, in denen ich mich auch so auskenne. Meine Charakter sollen keinen direkten Bezug zu realen Personen aufweisen, aber sie sollen sich in einer möglichst originalgetreuen Umwelt aufhalten, ihnen sollen realistische Dinge passieren und sie sollen realistische Erfahrungen machen. Dafür recherchiere ich, was nötig und möglich ist. Künstlerische Freiheit ist natürlich auch notwendig, sonst wird es am Ende noch eine Doku und keine Fiktion.

9.) Welchen deiner Charaktere magst du am liebsten? Welchen am wenigsten? Welcher ist die beim Schreiben am schwersten gefallen?

Es gibt schon Charakter, die schwieriger sind als andere, jedoch mag ich sie dadurch eher noch lieber. Wenn ich nicht drüber nachdenke, sondern einfach welche nennen sollte, fallen mir spontan Hagen aus Ich – und wer übrig bleibt und Emil aus Verwehrte Hoffnung ein. Die mag ich beide sehr gern, daher tauchen sie auch immer wieder in anderen Geschichten auf. Ich kann aber nicht sagen, welchen Charakter ich am wenigsten mag, denn eigentlich habe ich sie ja alle lieb, sonst hätte ich es nie geschafft, ihre Geschichte zu Ende zu erzählen.

10.) Print oder Ebook? Was bevorzugst du selbst als Leser?

Print. Ich bin noch nicht im Ebook-Zeitalter angekommen und besitze auch keinen Reader. Zwar sehe ich auch Vorteile in Ebooks und finde es gut, dass es meine Bücher auch in dieser Form gibt, aber für mich sind Bücher irgendwie immer noch Statussymbol und keine reinen Konsumgüter. Ich stelle sie mir auch einfach gerne ins Regal.

11.) Verrätst du uns zum Ende eine echte Stilblüte aus deiner Feder (Logik, Optik, Recherche etc.), an die du dich noch erinnern und über die du heute lachen kannst?

Blubbern. Einige der Leser, die meine Geschichten von Anfang an verfolgen, werden sich vielleicht noch daran erinnern können. Blubbern war mein Lieblingssynonym für sagen am Ende einer wörtlichen Rede. Meine Charaktere haben relativ oft und mit großer Behaglichkeit geblubbert und ich fand es toll. Aber irgendwann habe ich eingesehen, dass es eigentlich nur umgangssprachlich im Zusammenhang mit Gasblasen und Flüssigkeiten vorkommen sollte, aber kein Synonym für sagen ist … und so bin ich der Sache entwachsen.

Wahrscheinlich gibt es noch bessere Stilblüten, aber das ist jetzt das erste, was mir eingefallen ist, daher belasse ich es einfach dabei und fange nicht an, über meine ersten, schlecht recherchierten Sexszenen zu sprechen. *weg schäm*